"Für Fabian geht es
in dem Stück nicht nur um Wahrheit, Macht und Korruption, sondern um die
Demokratie schlechthin. Er knüpft einerseits an Ibsens Naturalismus an, löst
aber die Handlung nicht nur fast völlig aus dem privaten Bereich, sondern
verlegt sie auch noch in eine völlig andere Zeit. Die Ausstatterin Pascale
Arndtz hat ein griechisches Bad, einen von 12 Säulen getragenen
tempelartigen Pavillon auf die Bühne gestellt, in dem gerade ein
dionysisches Gelage stattfindet. Männer und Frauen in feinsten weißen
Gewändern genießen und loben gerade die neue Errungenschaft, nur um das
größte Verdienst daran scheint es Unstimmigkeiten zu geben... Bei Fabian ist
es freilich stets ein unauflösliches und letztlich unbeschreibliches
Gesamtkunstwerk... Großer Beifall für das gesamte Ensemble, viele Bravorufe
für Gunnar Golkowski."
Lausitzer Rundschau vom 27. Mai 2019
"Ein Volksfeind“ geht am Cottbuser Staatstheater auf
Konfrontation"
Jo Fabian zeigt eine großartige
Bearbeitung von Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ – zum richtigen Zeitpunkt.
von Daniel Schauff
"...
Dass Fabian die Handlung im ersten Teil der Inszenierung in die Antike und
damit in die Anfangszeit der Demokratie verlegt, ist kühn. Immerhin wird so
deutlich, dass es bei Ibsen und in der Cottbuser Inszenierung um so viel
mehr geht als einen Kurort, in dem öffentliche Meinung und Wahrheit derart
konkurrieren. Es geht um die Frage, was Demokratie überhaupt kann und ob sie
wirklich der richtige politische Weg ist...Nach der Pause ist die Antike passé, der Fall
wird zum Ende des 19. Jahrhunderts weiter verhandelt. Und noch eine Frage
kommt auf: Hat sich die Demokratie eigentlich überhaupt irgendwann
weiterentwickelt?
...Was wie ein unglaublich anstrengendes Stück
klingt, ist vielmehr mitreißend, und anstrengend, das aber in durchweg
positivem Sinne. Einerseits geht es um die wirklich großen
gesellschaftlichen und politischen Fragen... die Cottbuser Inszenierung
wirkt stellenweise trotzdem leicht, locker, mitunter sogar amüsant, bis
einem das Lächeln dann im Halse stecken bleibt. Dann nämlich, als aus dem
einst so beliebten Dr. Thomas Stockmann ein Opfer geworden ist, das an der
Meinung der Mehrheit zugrunde geht..."